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Tote Mutter wird notdürftig am Leben erhalten, bis sie Kindern das Leben schenkt

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Tote Mutter wird notdürftig am Leben erhalten, bis sie Kindern das Leben schenkt

01.03.2018

Es klingt unglaublich und ist ethisch umstritten, aber möglich war es offenbar schon mehrfach: Eine hirntote Mutter wird künstlich am Leben erhalten, bis sie ihrem Kinder oder ihren Kindern (Mehrlingsgeburten) das Leben schenkt. Da die unterschiedlichsten Medien dieses Thema immer wieder aufgreifen, zeigt auch dieser Bericht einige besondere Fälle, in denen bereits verstorbene Frauen ihrem ungeborenen Familiennachwuchs noch immer alle Chancen auf ein eigenständiges Leben ermöglichten. Die folgenden Zeilen handeln insbesondere von einer brasilianischen Verstorbenen, die gesunde Zwillinge zur Welt brachte, von einer Entbindung in Breslau, bei der eine verstorbene Frau per Kaiserschnitt ein gesundes Baby gebar, und von einem Ereignis in Erlangen, das vor 25 Jahren große Empörung auslöste. In allen drei Fällen galt die Mutter bereits als hirntot, als die erfolgreiche Geburt der gesunden Kinder verlief.



Der Fall der hirntoten Brasilianerin, die bereits verstorben gesunde Zwillinge zur Welt brachte

In einem besonderen Fall brachte eine Brasilianerin 123 nachdem sie für Hirntot erklärt wurde gesunde Zwillinge zur Welt. Die Ärzte räumten den beiden Zwillingen Asaph und Anna Vitoria zuvor keinerlei Überlebenschance ein, ließen sich aber später eines Besseren belehren.

Für die Familie sind die Zwillinge Asaph und Anna Vitoria wahre Wunder. „Sie sollten das Familienglück von Frankielen da Silva Zampoli Padilha, ihrem Mann Muriel Padilha und der zweijährigen Tochter komplett machen.“ [STERN: https://www.stern.de/familie/kinder/hirntote-brasilianerin-bringt-gesunde-zwillinge-zur-welt-7536300.html] Leider kam es anders und die Zwillinge mussten schon im Mutterleib außerordentliche Stärke beweisen.



Die Hirnblutung der jungen Brasilianerin setzte in der neunten Schwangerschaftswoche ein

Die Hirnblutung setzte ein, als sich die Mutter in der neunten Schwangerschaftswoche befand. „Nach drei Tagen im Krankenhaus erklärten die Ärzte die 21jährige für tot.“ [STERN ebd.] Die Überlebenschance der Embryos lag nach Angaben des Ehemannes lediglich bei drei Tagen. Glücklicherweise kämpften die ungeborenen Zwillinge Asaph und Anna Vitoria 123 Tage lang und belehrten die Mediziner eines Besseren. „Die lebenserhaltenden Maßnahmen für die Mutter wurden weitergeführt.“ [STERN ebd.] „Krankenschwestern sangen zu den ungeborenen Kindern und streichelten den Bauch der Schwangeren.“ [STERN ebd.] Der behandelnde Neurologe Dr. Dalten Rivabem erhielt laut Daily Mail und Stern Ratschläge aus Portugal, wo ein Fötus 107 Tage unter ähnlichen Bedingungen heranwuchs.



Das Krankenhauspersonal holte die beiden gesunden Zwillinge schließlich auf die Welt

Schließlich holte das Personal des Nosso Senhora do Rocio Spital die gesunden Zwillinge nach vier Monaten erfolgreich auf die Welt. Dieses medizinische Wunder war in diesem Ausmaß selten gelungen. Bei der Geburt war Anna Vitoria mit 1,4 Kilogramm 100 Gramm schwerer als ihr Zwillingsbruder. Nach der Geburt folgten für die beiden Zwillinge Asaph und Anna noch drei Monate im Brutkasten, doch dann durfte sie der stolze Vater endlich mit nach Hause nehmen.



Seiner Frau ist der Landwirt unendlich dankbar, auch wenn die Zeiten nicht leicht sind

„Die lebenserhaltenden Maßnahmen bei der hirntoten Mutter wurden nach der Geburt eingestellt.“ [STERN ebd.] Der Vater Muriel Padilha stand vor der großen Herausforderung, seine drei kleinen Kinder allein aufzuziehen. Unterstützung erhielt er von der Mutter seiner verstorbenen Ehefrau; und auch andere versuchten, den 24jährigen mit Sach- und Geldgeschenken zu unterstützen. [Tiroler Tageszeitung] So konnte der junge Mann seinem Nachwuchs ein gemütliches Heim bieten.

„Seiner Frau ist der Landwirt für das Leben seiner ,Wunderkinder‘ Asaph und Anna Vitoria unendlich dankbar.“ [STERN ebd.] Gott habe sie ausgesucht, damit dieses Wunder geschehen konnte. Er behält sie als eine großzügige und liebende Person in Erinnerung, mit der er sechs glückliche gemeinsame Jahre verbrachte.



Eine Entbindung in Breslau, bei der einer verstorbenen Frau ein gesundes Baby per Kaiserschnitt entnommen wurde

Eine weitere besondere Entbindung ereignete sich in Breslau, Polen. Hier hielten Ärzte eine für hirntot erklärte Frau 55 Tage auf Wunsch der Familie der Verstorbenen künstlich am Leben, um später ein gesundes Baby per Kaiserschnitt auf die Welt zu holen.



Besonders in einer so frühen Phase der Schwangerschaft sind besondere Risiken zu erwarten

Die verantwortliche Ärztin vom Universitätsklinikum Breslau verkündete, in einem Januar ein kleines Baby einer hirntoten Frau gerettet zu haben. Nach der Geburt wurden die lebenserhaltenden Maßnahmen für die Mutter eingestellt. Barbara Krolak-Olejnik, Leiterin der Neugeborenenabteilung des Universitätsklinikums Breslau, äußerte nach der Geburt, wie selten eine Schwangerschaft so lange aufrecht erhalten werden kann; besonders in einer solch frühen Phase nach 17 oder 18 Wochen. Die 41jährige Schwangere wurde bereits im Vormonat ins Krankenhaus eingeliefert, litt an einem Hirntumor und wurde für tot erklärt. „Ihre gesamte Familie wollte, dass wir das Kind retten.“ [STERN: https://www.stern.de/gesundheit/hirntote-frau-bringt-gesundes-baby-zur-welt---aerzte-holen-kind-per-kaiserschnitt-6805022.html] „Es war eine 55tätige Schlacht. Wir Ärzte wollten, dass der kleine Mann so groß wie möglich wird, aber es kam der Tag, an dem sein Leben bedroht war.“ [STERN ebd.]



Das Baby kam als extremes Frühchen nach Hause, aber atmet selbstständig

Da das Baby bereits in der 26. Schwangerschaftswoche rund drei Monate vor dem regulären Geburtstermin als extremes Frühchen zur Welt kam, beschlossen die Ärzte die Entbindung mittels Kaiserschnitt. Bei der Geburt wog der Junge nur ein Kilogramm. Nach drei Monaten auf der Intensivstation steigerte er sein Gewicht auf drei Kilogramm und durfte das Krankenhaus verlassen. Allerdings rechnen die Ärzte langfristig noch immer mit einigen Schwierigkeiten. Sie müssten geduldig sein und warten, wie er wächst. „Frühchen haben oft mit gesundheitlichen Problemen und Entwicklungsverzögerungen zu kämpfen.“ [STERN ebd.] Jedoch sei das Baby nicht mehr auf medizinische Geräte angewiesen. Der Junge trank bald aus der Flasche und atmete selbstständig.



Die große Empörung aufgrund der besonderen Geburt in Erlangen vor 25 Jahren

Für große Empörung sorgte ein Fall vor 25 Jahren in Erlangen; auch hier hielten Ärzte eine hirntote Frau künstlich am Leben, damit die Verstorbene später ihr gesundes Baby gebären konnte. So lautete zumindest der Plan der Mediziner.

Im Oktober 1992 erhielten Ärzte der Uniklinik Erlangen eine hirntote schwangere Frau künstlich am Leben, damit sie ihr Kind austrägt. Auf diesen umstrittenen medizinischen Versuch hagelte massive Kritik und er scheiterte.



14. Schwangerschaftswoche des Unfallopfers bedeutete ein umso höheres Risiko für die Mediziner

Da sich das Unfallopfer erst in der 14. Schwangerschaftswoche befand, gingen die Mediziner ein umso größeres Risiko ein. „Obwohl bei der jungen Frau der Hirntod festgestellt wurde, soll das ungeborene Kind leben.“ [INFRANKEN: http://www.infranken.de/regional/erlangenhoechstadt/darf-eine-tote-frau-ein-kind-zur-welt-bringen-fall-des-erlanger-babys-loeste-welle-der-empoerung-aus;art215,3020779] Allerdings verbuchte der 16. November 1992 eine Fehlgeburt, woraufhin die Beatmungsmaschine abgestellt wurde. Der Rechtsanwalt und Autor Oliver Tolmein urteilt später: „Wohl noch nie in der Bundesrepublik hat die medizinische Behandlung eines Menschen eine vergleichbar heftige Diskussion und über weite Strecken voyeuristische Begleitung erfahren, wie die der sterbenden Marion P.“ [INFRANKEN ebd.]



Hintergrund des tragischen Unglücks der jungen Frau ist ein ungeklärter Verkehrsunfall

Hintergrund des Unglücks der jungen Frau ist ein ungeklärter Verkehrsunfall auf einer Landstraße am 05. Oktober 1992. Die junge Zahnarzthelferin kam mit ihrem Wagen von der Fahrbahn ab, prallte gegen einen Baum und erlitt ein Schädelhirntrauma sowie eine Zertrümmerung der linken Augenhöhle und des Schädelknochens. „Ein Hubschrauber fliegt das Unfallopfer in die Universitätsklinik ins fränkische Erlangen.“ [INFRANKEN ebd.]

Die Mediziner kämpfen drei Tage lang um das Leben der jungen Frau, erklären sie aber danach für hirntot und treffen die Vorbereitungen für eine Organspende. Dabei stellen sie fest, dass die junge Frau schwanger und der Fötus offenbar unverletzt ist.



Die Ärzte entschieden in internen Beratungen gegen den Willen der Eltern

Gegen den Willen der Eltern der jungen Frau entscheiden die Ärzte in internen Beratungen, die lebenserhaltenden Apparate nicht auszuschalten, damit die junge Frau den Fötus bis zur Geburtsreife austrägt. „Das Gremium befindet, ,dass der verstorbenen Mutter die Benutzung ihres Körpers zugunsten des Kindes‘ zuzumuten sei, wie es der behandelnde Oberarzt Johannes Scheele laut Medienberichten formuliert.“ [INFRANKEN ebd.] Heute möchte er sich nicht mehr zu den damaligen Vorfällen äußern. „Nach 40 Tagen mit verschiedenen Komplikationen kommt es dann nach einer Infektion zur Fehlgeburt.“ [INFRANKEN ebd.]



Damals ein Skandal – heute sind viele weitere Fälle bekannt

Damals war dies ein großer Skandal, doch mittlerweile sind weltweit viele ähnliche Fälle bekannt. 2010 wurden in Großbritannien für eine Studie 30 ähnliche Fälle weltweit untersucht. Laut diesen Studien überlebten nur zwölf Kinder zur Welt, die die Neugeborenenphase überlebten. Wenn die Schwangerschaft zum Zeitpunkt des Hirntotes schon weit fortgeschritten war, besaßen die Föten eine höhere Überlebenschance. Die britische Studie untersuchte Fälle mit einem durchschnittlichen Alter von 30 Wochen.



Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer brüskierte sich extrem über den Erlanger Fall

„Die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer warf den Erlanger Ärzten vor, sie hätten sich zum Herrn über Leben und Tod gemacht.“ [INFRANKEN ebd.] „Sie sprach von einem ,Größenwahn der Männermedizin‘ und geißelte den Versuch, die Grenzen vermeintlicher Heilkunst zu verschieben.“ [INFRANKEN ebd.] Allerdings argumentierten Strafrechtler, auch ungeborene Kinder hätten ein Recht auf Leben. „Der Schwangerschaftsabbruch an einer hirntoten Frau ist nach Paragraf 218 Strafgesetzbuch strafbar.“ [INFRANKEN ebd.]



Die Eltern der verunglückten Frau fühlten sich von den Ärzten übergangen

Die Eltern der Toten im Erlanger Fall fühlten sich von den Ärzten übergangen. Die Berichterstattung der Medien war nicht unschuldig, dass die Öffentlichkeit den Fall vor 25 Jahren höchst erregt begleitete. Die Eltern der verunglückten jungen Krankenschwester fühlten sich von dem Erlanger Universitätsklinikum übergangen und missverstanden. Sie wünschten die mediale Unterstützung der Bild-Zeitung und das Erlanger Baby landete auf den Titelseiten.



Begleitet wurde der Erlanger Fall von heftigen öffentlichen Debatten

„In den hitzigen Debatten vermischten sich medizinethische, theologische und juristische Sichtweisen in einem unauflösbaren Knäuel.“ [INFRANKEN ebd.] Eine Leserumfrage der Bild-Zeitung vermittelte ein eigenes Meinungsbild: Nur 18 Prozent waren dafür, dass eine tote Frau ein Kind zur Welt bringt; 82 Prozent dagegen.

Mittelpunkt des öffentlichen Diskurses war die Frage, ob das Lebensrecht des Fötus höher zu bewerten sei als das Recht der Mutter auf ein natürliches Sterben. „Ist es richtig, zu versuchen, eine hirntote Schwangere bis zur Entbindung am Leben zu erhalten?“ [INFRANKEN ebd.]



Die Entscheidung der Ärzte haben ethischen Maßstäben nicht genügt

Die Entscheidung der Ärzte, eine hirntote Frau ihr Kind austragen zu lassen, habe ethischen Maßstäben nicht genügt, kritisierte Ethikprofessorin und stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Ethikrates Claudia Wiesemann das Vorgehen der Mediziner vor 25 Jahren gegenüber dem Evangelischen Pressedienst im Rückblick. Claudia Wiesemann, Direktorin des Instituts für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universitätsmedizin Göttingen, betonte: „Ein solches Experiment in einer so frühen Phase der Schwangerschaft wäre nur gedeckt gewesen durch die mutmaßliche Einwilligung der betroffenen Frau, und davon konnte man unter den gegebenen Umständen nicht ausgehen.“ [INFRANKEN ebd.]



Den Ärzten wurde vorgeworfen, sich über das Persönlichkeitsrecht der Patientin hinweggesetzt zu haben

Die ethischen Bedenken in Erlanger Fall waren also vorrangig, ob sich die Ärzte über das Persönlichkeitsrecht der Patientin hinwegsetzten. Die Medizinerin betonte: „Für eine so schwerwiegende Entscheidung müsse ,ein fairer Diskursprozess gewährleistet sein, in dem alle Interessenbeteiligten repräsentiert sind‘.“ [INFRANKEN ebd.] Da damals aber allein die medizinischen Experten der Fakultät entschieden, setzten sie sich über das Persönlichkeitsrecht der Patientin hinweg, welches über den Tod hinaus fortwirke. „,Die Verfügung über den Körper eines Menschen auch nach seinem Tod liegt in der Hand des Verstorbenen beziehungsweise seiner Stellvertreter‘.“ [INFRANKEN ebd.]



2008 gab es einen erneuten Fall in Erlangen; und viele weitere in den letzten Jahrzehnten weltweit

Seit diesem Ereignis in Erlangen vor 25 Jahren wurden immer wieder ähnliche Fälle bekannt und 2008 gab es auch einen erneuten Fall in Erlangen, allerdings hielt die Klinik die Umstände zunächst geheim. Bei diesem zweiten entsprechend gelagerten Fall in Erlangen brachte eine Schwangere nach 22 Wochen Wachkoma einen gesunden Jungen zur Welt. „Klinikdirektor Matthias Beckmann bekannte gegenüber einer Zeitung, Herr über Leben und Tod gewesen zu sein: ,Aber das ist unsere ärztliche Rolle. Wir haben uns nicht dazu aufgespielt, sondern für das Kind Partei ergriffen.‘“ [INFRANKEN ebd.]



Abschließendes Fazit …

Wie mehrere Fälle belegen, ist es für Mediziner längst nicht mehr unmöglich, bereits verstorbenen Frauen zu helfen, gesunde Kinder zur Welt zu bringen. Der eine Tod verdient das größte Mitgefühl und die Trauer der Angehörigen ist verständlich, aber der Tod der Mutter muss heute lange nicht mehr auch den Tod des ungeborenen Kindes oder der ungeborenen Kinder bedeuten.

Das Ziel des gesunden, lebenden Kindes gelang nicht immer und gelegentlich wurde die medizinische Notlage von heftigen öffentlichen Diskussionen begleitet, die einige Streitthemen und Denkansätze untrennbar vermischten. Die Angehörigen waren ebenfalls nicht immer glücklich darüber, dass sich die Mediziner dem Fötus auch nach dem Hirntot der Mutter annahmen. Allerdings steht mittlerweile das Lebensrecht des Kindes im Mittelpunkt, was ganz klar auf ein erfolgtes Umdenken der Gesellschaft verweist.


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